Bernsteinzimmer: Mythen, Fakten und Legenden über den geheimnisvollen Schatz
Das sagenumwobene Bernsteinzimmer: Forscher und Schatzsucher rätseln noch heute über den Verbleib dieses Kunstwerks. Sputnik zeichnet den Weg des verschollenen Schatzes nach.
7,8 m
Höhe
100 m2
Bodenfläche
86 m2
Fläche der Wandvertäfelung
11,35 Millionen Dollar
Restaurationskosten
An Peter von Friedrich
1716
1716
Der preußische König Friedrich Wilhelm I. beschenkt den russischen Zaren Peter den Großen mit dem Bernsteinzimmer.
Der Baumeister Eosander von Göthe hatte das Projekt des Bernstein-Kabinetts ausgearbeitet.
Das Kabinett wurde als Bausatz nach Russland gebracht. In insgesamt 18 Kisten waren die Tafeln und die Bauteile verpackt – dazu die Bauanleitung. Zu Peters Lebzeiten wurde das Zimmer jedoch nicht fertigmontiert.
1743
1743
Die russische Kaiserin Elisabeth beauftragt den russischen Baumeister italienischer Herkunft Bartolomeo Francesco Rastrelli, das Bernstein-Kabinett zu „korrigieren".
Die Kaiserin beschließt, das kostbare Zimmer in den neuen Sommerpalast in Zarskoe Selo zu verlegen.
Dem alten „Bausatz" wurde das neue Geschenk des Nachfolgers von Friedrich hinzugefügt: ein Bernsteinrahmen mit allegorischen Bildern zu Ehren der russischen Herrscherin.
1770
1770
Der Aufbau des Bernsteinzimmers ist vollendet.
Die Bernsteintafeln erstrecken sich über drei Wände – in der vierten sind die Fenster eingebaut – und über zwei Ebenen.
Unter Rastrellis Aufsicht verwandelt sich das Kabinett in das berühmte Bernsteinzimmer des Katharinen-Palasts in Zarskoe Selo – jetzt deutlich größer und prachtvoller.
Bernsteinzimmer. Ein Ausschnitt.
Ein Ausschnitt vom Interieur des Bernsteinzimmers.
Photo: Ruslan Chumakov
Ein Detail des Interieurs im Bernsteinzimmer.
Das Original des Gemäldes „Obonjanie i osjazanie"(Geruchsinn und Tastsinn) im Bernsteinzimmer.
Das Gemälde wurde von deutschen Bildschnitzern gemäß Entwürfen des italienischen Malers Giuseppe Zocchi aus den 1750er Jahren nach dem Vorbild des Florentiner Mosaiks aus bunten Steinen angefertigt. 1941 war das Bild von einem Sonderkommando der Wehrmacht aus Russland entführt worden. Die Bundesrepublik gab das Gemälde im April 2000 an Russland zurück.
Left
Right
Kriegstrophäe
1941
1941
Das Bernsteinzimmer wird konserviert.
Gleich nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde mit der Evakuierung kostbarer Ausstellungsstücke aus dem Katharinen-Palast begonnen.
Doch wäre es unmöglich gewesen, das filigrane Bernsteinzimmer in dieser Eile ohne Verluste abzubauen und wegzubringen. Es wurde beschlossen, das Zimmer nicht anzurühren, sondern zu konservieren: die Bernsteinplatten wurden zunächst mit Papier, dann mit Stoff und Watte beklebt.
1942-1944
1942-1944
Das Bernsteinzimmer wird zerlegt und abtransportiert.
Die Wehrmacht, die die Stadt Puschkin besetzt hatte, erklärte das Geschenk Friedrich I. zu einem Fehler und machte sich daran, diesen zu „korrigieren":
Das Bernsteinzimmer wurde abgebaut und nach Königsberg gebracht. Die Bernsteintüren und -panneaus wurden in einem Saal des Königsberger Schlosses untergebracht. Dort wurden sie von 1942 bis 1944 ausgestellt.
1945
1945
Wieder werden die Tafeln zerlegt und in unbekannter Richtung abtransportiert.
Seitdem verliert sich die Spur des Bernsteinzimmers – umso mehr häufen sich Spekulationen darüber, wo es sich befinden könnte.
Ein Hoffnungsschimmer: 1997 wird in Deutschland ein Stück des Gemäldes „Obonjanie i osjazanie" entdeckt und an Russland übergeben.
2003
2003
Das Bernsteinzimmer wird in Zarskoe selo wiedereröffnet – die Früchte der Arbeit der Denkmalpfleger aus der Bernstein-Werkstatt des staatlichen Museums:
Über 20 Jahre lang hatten die Meister das verlorene Kunstwerk aus 500.000 Bernsteinstücken nach alten Fotos wiederaufgebaut. Dafür wurde eigens ein spezielles Verfahren entwickelt.
Sankt-Petersburg: Staatliches Freilichtmuseum „Zarskoe Selo". Bernsteinzimmer
Photo: Ruslan Chumakov
Ein Detail des Interieurs im Bernsteinzimmer.
Photo: Ruslan Chumakov
Bernsteinzimmer: eine Kommode aus den 1770er Jahren, die während des Großen Vaterländischen Krieges entwendet wurde.
Kiefer, Erle, Palisander, Rotholz und andere Holzarten, Metall.
Bernsteinzimmer. Ein Ausschnitt.
Left
Right
Wo ist das Original? Versionen.
Das Geheimnis des Bernsteinzimmers wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Manche Forscher gehen davon aus, dass die Bernsteintafeln bei einem Brand vernichtet wurden. Andere hoffen, sie befänden sich immer noch irgendwo in Königsberg oder in Europa tief unter der Erde versteckt.
Nachdem die Sowjettruppen Königsberg gestürmt hatten, konnte keine Spur des Bernsteinzimmers gefunden werden.

Es gab vielerlei Vermutungen, wo das Zimmer sich befinden könnte. Im Oktober 2017 meldeten deutsche Schatzsucher, sie hätten das Bernsteinzimmer fast gefunden. Demnach soll es nahe Dresden versteckt worden sein, in der Prinzenhöhle in den südsächsischen Kalksteinbergen. Ein schmaler Tunnel von 18 Metern Länge führt dorthin. Angeblich sollen die Nazis die Höhle insgeheim benutzt haben. Jedenfalls wurde 1945 in deren Nähe ein Bahntransport aus Königsberg gesichtet.

Einen Haken hat diese Version jedoch: Bernstein ist sehr empfindlich und erfordert spezielle Lagerbedingungen. Selbst in einem Museum muss Bernstein stets gepflegt und erneuert werden. Es war sicherlich kaum möglich, solche Bedingungen in einer eilends hergerichteten Erdhöhle herzustellen.
Fotos mit freundlicher Genehmigung (Alle Rechte vorbehalten)
Design
Anna Ponomareva
Made on
Tilda